Als Singlefrau alleine Weggehen? Geht gar nicht. Oder?

| aktualisiert am 8. Januar 2015

Im fünften Teil ihres „Als Singlefrau alleine Weggehen-Experiments“ testet unsere Gastbloggerin Patricia die Clubs Crux und YipYab und erklärt, warum es gut tut, die Älteste zu sein:

„Ok, es gibt noch einen weiteren Grund, warum ich mittlerweile regelmäßig alleine weggehe und Freunde oder Bekannte manchmal lieber abwinken. Ich bekenne mich: Ich tanze am liebsten zu Hiphop – und, um das noch zu toppen, ist selbst Musikgeschmack-kittender Old-School gar nicht mehr mein Ding. Und die New-School-Varianten sind nun mal nicht jedermanns Sache – vor allem in der eher bildungsaffinen, ganzheitlich-orientierten Ü35-Gesellschaft, in der ich mich meist bewege, fast schon ignoriert.

GettyImages_104524006So kommt es, dass die wenigen Münchner Hiphop Clubs und Events mit einem extrem jungen Durchschnittsalter aufwarten. Dass viele der Jungs und Mädels vielleicht halb so alt sind wie ich, ist gar nicht so sehr übertrieben. Und natürlich sind alle verdammt cool in ihren Most-Popular-Cliquen unterwegs. Da kann man sich schon leicht ziemlich alt, allein und nicht ganz so cool vorkommen. Oder gar ziemlich fehl am Platze. Zum Glück ist mein Hiphop-Tanzdrang größer als die Angst vorm fehlplatziert Sein.

Irgendwann im Sommer letzten Jahres nahm ich mir das Crux als ersten reinen Hiphop-Club meines Alleine-Weggeh-Experimentes vor. Durch ein wenig Google-Recherche vor langen Schlangen gewarnt, betrat ich auch diesen Club sehr früh, kurz nach Türöffnung um 23 Uhr. Der massige Türsteher schaute mich etwas musternd an – so früh war er offenbar keine Leute gewohnt, die er nicht kannte, und alleine auftauchende Frauen wahrscheinlich schon gar nicht. Ich schaute zurück, grüßte und fragte nach Garderobe und der richtigen Tür (im selben Gebäude befindet sich auch die Spezlwirtschaft, in der man vor dem Crux-Besuch ordentlich essen und vorglühen kann).

DLaughing young women enjoying themselveser Club, wie zu dieser Zeit üblich, sehr leer. Ich stellte mich erst mal an die raumbreite Bar, bestellte mir einen Drink und beobachtete. Die Musik: total nach meinem Geschmack. Nach etwa einer halben Stunde wurde mir klar, dass ich auch hier wieder die Tanzfläche eröffnen würde müssen, wenn ich mich tatsächlich noch bewegen und zu einer einigermaßen noch annehmbaren Zeit wieder heim wollte. Mir wurde mal wieder – etwas mulmig. Als erste tanzen! In einem Hiphop-Club! Vor all den jungen Menschen! In meinem Kopfkino war ich von potentiellen B-Boys umgeben, die einfach nur noch eine Runde auf cool machten, bevor sie lässig, alle auf einmal, wie in einem Tanzfilm, auf die Tanzfläche stürzen, ihre Skills auspacken und mich ziemlich alt aussehen lassen würden.

In solchen Momenten erinnere ich mich gerne kurz daran, dass mein Leben irgendwann zu Ende sein wird – und ich dann, beim Rückblick auf dem Sterbebett, mit Sicherheit keinen Preis dafür bekomme, dass ich irgendwann in einem Club bei bester Musik nur rumgestanden habe, nur weil sonst noch niemand getanzt hat.

Ich stellte meinen Drink auf einem Stehtisch am Rande der Tanzfläche ab und legte los. DEFINITIV die bessere Alternative zum Stehen, und zu diesen Beats mehr als grandios. Zu meiner Verwunderung passierte mal wieder nichts, also kein Erdbeben, keine laut lachenden B-Boys, keine auf mich zeigenden Zeigefinger.

20131115_214311_crAm Stehtisch standen bald ein paar junge Mädels und als ich eine kurze Trinkpause einlegte, kamen wir ein wenig ins Gespräch. Später traf ich eine von ihnen auf dem Klo, wo wir uns sehr grob über die Musik unterhielten. Sie hätte gerne ein wenig mehr Old-School gehabt, ich war heilfroh, dass es keinen gab. Wahrscheinlich lagen unsere unterschiedlichen Präferenzen daran, dass ich in meinem Leben genug Old-School gehört hatte, während sie noch gar nicht auf der Welt war. Das Old-School-Vintage-Nachholbedürfnis der Millennials halt.

Auf jeden Fall fragte sie irgendwann vorsichtig, ob ich denn alleine da sei. Ich sagte ja und erklärte, dass ich niemand in meinem Bekanntenkreis kenne, der so viel Hiphop aushält. Meine Rechtfertigung hätte es gar nicht gebraucht – sie machte große Augen und fand es cool, dass man das einfach so alleine machen kann, das tanzen Gehen.

Versöhnt mit meinem Alter machte ich mich gegen halb zwei auf den Heimweg. Die Party war da in vollstem Gange –also genau der richtige Zeitpunkt zum Gehen. Zuvor war ich noch sehr nett mit zwei Männern, etwa Mitte Zwanzig, ins Gespräch gekommen – die mich noch dazu überreden wollten, mit ihnen ins 089 weiterzuziehen – weil es im Crux „so jung“ war. Ich widerstand der Versuchung, mich in ein etwa 5% älteres Club-Publikum zu stürzen und schwang mich wie geplant auf mein Fahrrad.

Irgendwann, während ich so durch die Nacht fuhr, fiel mir auf einmal auf, wie verdammt FROH ich über mein doppelt so hohes Alter war.

Denn wie entspannend ist bitte ein Clubbesuch, wenn man keinen Popularitäts-Wettbewerb gewinnen muss, nicht allen süßen Jungs gefallen, niemanden unter den Tisch trinken, nicht aus Angst, irgendwas zu verpassen, bis zum bitteren Ende bleiben muss. Wenn man stattdessen sogar noch Respekt dafür bekommt, dass man überhaupt auftaucht. Wenn man gar nicht mehr cool sein muss, um cool zu sein. Und wenn man ganz nebenbei noch was für die Generationenverständigung tut. Aber vor allem: Wenn man einfach nur eine super Zeit beim Tanzen hat – und sonst nichts.

 

P.S. Das YipYab, ein weiterer reiner Hiphop-Club, als Add-On zu dieser kleinen Crux-Story: Ich hatte mich für einen Samstagabend („Urban Hip Hop Styles“) im Sommer dieses Jahres entschieden, ebenfalls ab kurz nach 23 Uhr. Schöne Location, sehr alleine-weggehtauglich durch Bar an der Tanzfläche. Die Musik war die erste Stunde über nicht so meins (fragt mich bitte nicht welcher Hip Hop Style das war – ich bin schon froh, wenn ich Old- und New-School auseinanderhalten kann). Aber ab etwa kurz nach Mitternacht wurde es dann endlich sehr URBAN. Publikum war gefühlt dann sogar (alters-)gemischter als im Crux und das unaufgeregte Ambiente für einen Solobesuch absolut geeignet.

P.P.S. Gibt es unter euch weitere Hiphop-Fans, liebe Münchner Singles? Ich bin immer dankbar für Event-Hinweise aus der recht unscheinbaren Münchner Hip Hop Szene, würde mich bzgl. der Unscheinbarkeit ZU GERNE eines Besseren belehren lassen. Leave a comment, please!

2 Gedanken zu „Als Singlefrau alleine Weggehen? Geht gar nicht. Oder?“

  1. Hi Carlo, danke Dir und super, dass es Dich auch zum Tanzen zieht! Und – warst Du? Sorry, habe Deinen Kommentar heute erst gesehen…nein, im neuraum war ich noch nie – ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, dass es dort eine Black Area gibt. Von daher bin ich neugierig, was Du zu berichten hast :-)

  2. Hallo Patricia! Erstmal auch von mir großen Respekt fürs allein feiern gehen…hader seit Wochen mit mir selbst es auch zu machen…vorallem ist heute so ein Tag, deswegen bin ich auch hier gelandet… schon mal die Black Area im Neuraum ausprobiert?

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Autor

  • Julia

    Ich bin Julia und beschäftige mich schon seit 2008 mit allen Themen, die Singles wirklich bewegen! Bei Fragen rund um das Thema Singleleben und Onlinedating könnt ihr euch jederzeit an mich wenden, ich helfe euch gerne weiter.

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