Als Singlefrau alleine Weggehen? Geht gar nicht. Oder doch? In dieser neuen Serie beleuchtet unsere Gastbloggerin Patricia dieses Thema, über das niemand wirklich spricht und viele Singlefrauen aus München brennen interessieren dürfte. Im zweiten Teil der Serie war Patricia im P1 unterwegs:
Vor einiger Zeit beschrieb ich in Teil 1 dieser Weggeh-Serie, dass alleine Ausgehen eine Alternative zum Sofa sein kann, wenn einem nach Abtanzen zumute ist – aber die eigenen Freunde anderweitig verplant sind oder sich schlicht zu alt fühlen. Aber stimmt das auch für DEN Münchner Club, den Inbegriff der Münchner Schickeria – das legendäre P1?
Ich war zuvor noch nie im P1 und hatte daher gehörigen Respekt. Strenge Tür, abschätzig blickendes Barpersonal, gesalzene Getränkepreise, und Gäste, die ihre Nase eine Etage höher trugen. Schön und gut, wenn mein erstes Alleine-Weggeh-Experiment im Pacha und 089 geklappt hatte, dachte ich mir – aber in dem Club der Reichen und Schönen, mit all dem „Dazugehören“, „Sehen und Gesehen werden“, würde das allein Dasein bestimmt auffallen.
Es half nichts – meine Befürchtungen und Vorurteile konnten wieder nur durch die Realität auf die Probe gestellt werden. Und so ging’s gegen 23.00h erneut in die Nacht.
Es begann jedoch: GENAU wie ich es mir vorgestellt hatte.Schon von weitem erkannte ich massige, finster drein blickende Türsteher. Arrogant vor sich her parlierende Mädels in Kleidchen und Super-Highheels stiegen aus Taxis; ihre gelangweilt ausschauenden männlichen Begleiter im Schlepptau.
Ich näherte mich der Tür, die in voller Breite von einem der finster drein blickenden Türsteher verstellt war. Es war noch relativ früh, und er forderte mich auf kurz zu warten. Da mir bei seinem Anblick nichts anderes einfiel, begann ich spontan ein Gespräch über American Football. Meine Intuition wurde belohnt –sofort befand ich mich mit meiner neuen Bekanntschaft in einem hochinteressanten Dialog, der gerade so an den äußeren Grenzen meiner zugegebenermaßen beschränkten Kompetenz in dieser Sportart entlang schrammte. Das Reinkommen ins P1 ist für mich seitdem nie ein Problem gewesen. (Was wahrscheinlich weniger an meinem Footballwissen lag, sondern eher daran, dass selbst einem P1-Türsteher kaum ein guter Grund einfallen sollte, eine früh und allein auftauchende, ordentlich frisierte Frau wegzuschicken.)
Drinnen hatten es sich die Highheel-Mädels und ihre Trophäenmänner revierartig in ihren Lounges bequem gemacht. Und die Barfrau an der nächsten Bar muss ihren abschätzigen Blick geradezu trainiert haben. Ich wurde unsicher. Was wollte ich hier bloß? Warum verprasste ich gerade in etwa den Gegenwert meiner halbwöchigen Lebensmittelausgaben für einmal Reinkommen, Garderobe und einen Drink – und eine vom Dazugehören und bloß nicht Auffallen geprägten Stimmung?